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Schießausbildung


Was hinter einer Schießausbildung steckt

„Eine professionelle Schießausbildung ist ein strukturiertes Zusammenspiel aus sicherheitsorientierter Pädagogik und rechtlicher Verantwortung, auch gegenüber anderen Menschen. Sie fordert psychologische Reife, Körperbeherrschung und – eine höchst anspruchsvolle – innere Impulskontrolle. Wer an diesen Dingen kein Interesse hegt, verliert am Schießen schnell die Freude. Vom Trainer wiederum verlangt seine Schießausbildung eine akribische Beobachtungsgabe, die Fähigkeit zum Erkennen kleinster Signale. Ein wirklich guter Trainer ist imstande, die Gedanken seiner Schützlinge zu lesen, von denen diese gar nicht wissen, dass sie sie denken. Sie werden durch unbewusste und unkontrollierbare körpersprachliche Signale sichtbar; gesteuert vom limbischen System.“

– Silvia Geringer

Der Begriff Schießausbildung ist so facettenreich wie das Handwerk und die Musik. Undenkbar viele Stilrichtungen machen das Schießen zu einer breit gefächerten Möglichkeit der sportlichen Freizeitgestaltung. Nicht ohne Grund fand das Sportschießen als eine der ersten Sportarten überhaupt 1896 Einzug in die Olympischen Spiele. Doch ein dunkler Schatten legt sich über jeden Waffenbesitzer. Ob Olympionike oder Freizeitschütze: Die allgemeine und häufig auch mediale Dogmatisierung als etwas grundlegend Böses überschreitet in einigen Fällen Grenzen des Zumutbaren. Immer wieder tauchen Zeitungsartikel oder Interviews auf, die all jene Bürger und Bürgerinnen zu Waffennarren erklären, die mehr als eine Schusswaffe ihr Eigen nennen. Ganz pauschal.

Wer meint, dass Waffenbesitzer immer die Bösen sind, wurde vermutlich noch nie von einem unumkehrbar überzeugten Waffengegner angefeindet. Meine Kunden (im nachfolgend geschilderten Fall gerade seit einem halben Jahr Waffenbesitzer und Sportschütze) berichten immer wieder von Vorfällen. So etwa, dass eine fremde Frau in einem Restaurant in Polen ein angemessen lautstärkenreguliertes Tischgespräch belauscht und die gesamte Gruppe, in der ein einziger Waffenbesitzer (mein Kunde) saß, angebrüllt hat: Sie mögen sich doch bitte alle umbringen, wenn das Faible für Waffen so groß ist. Der Restaurantbesitzer verwies die Dame des Lokals, da sie derart aufständisch wurde, dass sich auch andere Gäste belästigt und bedroht fühlten. Von der Dame – nicht vom Waffenbesitzer, dessen Unterhaltung die anderen Gäste gar nicht wahrgenommen hatten.

Ich lade Sie ein, einen genaueren Blick hinter die Kulissen zu werfen und eine differenzierte Stellung zu beziehen. Selbst ein Waffensammler mit über 200 legal besessenen Schusswaffen ist nicht gleich ein Waffennarr, ein Rambo oder Gewaltverherrlicher. Wenngleich ich mir der ugs. Verwendung dieses Begriffs durchaus bewusst bin, so ist und bleibt Waffennarr eine Beleidigung für die meisten Betroffenen. Schließlich ist auch nicht jeder Zeitungsartikel mit der ein oder anderen Halb- oder Unwahrheit gleich Teil einer Lügenpresse. Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen sind eines der größten gesellschaftlichen Übel, die unseren Alltag prägen – und doch gehört sie zum menschlichen Dasein dazu. Machen wir es ein bisschen friedlicher.

Seriöse Schießausbildung? Nichts für Ego-Shooter.

Hinter der vermeintlichen Ballerei steckt in Wahrheit eine enorme mentale Anstrengung. Unser Gehirn ist für das standardmäßig erforderliche Ausmaß an Konzentration, das wir beim (sportlichen oder einsatztaktischen) Schießen benötigen, naturgemäß nämlich nicht gebaut – in Wirklichkeit ist es für die meisten Aktivitäten nicht gebaut, die die Menschheit sich künstlich als Freizeitaktivität oder Beruf erschaffen hat. Widmen wir uns einem Hobby wie dem Schießen, prasseln eine Menge Ansprüche auf uns herab. Jeder stellt welche: Wir selbst an uns im Training. Der Schießstandbetreiber, wenn wir auf seiner Anlage mit Schusswaffen hantieren, denn die soll natürlich nicht beschädigt werden. Der Sport, wenn wir dabei erfolgreich sein wollen. Aber auch der Gesetzgeber. Und wir sind bestrebt, all diesen Ansprüchen gerecht zu werden, halten uns an Hausregeln und Gesetze. Weil wir uns unseres Privilegs bewusst sind, das Außenstehende gar nicht zu erkennen vermögen, weil sie nicht damit konfrontiert sind. Fehlt uns aber der sportliche Ehrgeiz oder die Disziplin, einfachste Regeln einzuhalten, werden wir mangels Erfolg und folglich mangels Freude wegen ständiger Zurechtweisungen eher kein Geld in diese Aktivität investieren. Der Schießtrainer oder die Schießstandaufsicht müsste uns im Extremfall des Schießstandes verweisen. Dafür sollen wir Geld verpulvern?

Die Standaufsicht – Waffen aus dem Blickwinkel einer Selbstständigen

Erkennt eine Standaufsicht oder ein Schießtrainer ein schweres Fehlverhalten an einem Schützen (etwa die wiederholte Gefährdung anderer, wenngleich unbeabsichtigt) und unterbindet dieses Verhalten nicht, verliert die verantwortliche Aufsichtsperson nach deutschem Recht ihre eigene (persönliche, private) waffenrechtliche Zuverlässigkeit. Diese ist zwingend für den privaten Waffenbesitz und eine Waffenbesitzkarte erforderlich. In Österreich nennt sich diese Zuverlässigkeit stattdessen Verlässlichkeit, meint aber im Grunde dasselbe – nämlich die persönliche Eignung für den Waffenbesitz. Fahre ich als österreichische Schießtrainerin nach Deutschland, übernehme dort eine solche Tätigkeit als verantwortliche Aufsichtsperson und setze dem Fehlverhalten des Schützen kein Ende, hätte der Verlust meiner waffenrechtlichen Zuverlässigkeit in Deutschland auch negativen Einfluss auf meine waffenrechtliche Verlässlichkeit in Österreich. Obwohl hierzulande andere Gesetzmäßigkeiten gelten.

Ansprüche an Waffenbesitzer & Schützen

Ergo: Wir haben uns an Regeln zu halten. Das gelingt uns um ein Vielfaches besser, wenn uns ein persönliches Interesse, eine Leidenschaft für die Sache innewohnt. Damit wir all den Ansprüchen gerecht werden, müssen wir das Schießen aber aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.

  • Ansprüche, die die Schießpraxis an Schützen stellt, sind etwa die Körperbeherrschung, die innere Impulskontrolle, Konzentration und Stressresilienz, was im Zuge des Schießens laufend (manchmal wirklich laufend) mittrainiert wird.
  • Standaufsichten erwarten von ihren Schützlingen primär die sichere Handhabung der Schusswaffe und die Einhaltung der Hausregeln. Dazu gehört auch das Tragen von Gehör- und Augenschutz und ein sachkundiges Fehlermanagement bei Fehlfunktionen an Waffe und Munition. Vor allem ist es Aufgabe der Standaufsicht, darauf zu achten, dass niemand gefährdet wird und die Schießanlage nicht Gefahr läuft, durch eine unsachgemäße Handhabung von Waffen beschädigt zu werden. Tut die Standaufsicht das nicht konsequent, geht sie mitunter (je nach Rechtslage) das Risiko ein, die eigene waffenrechtliche Verlässlichkeit zu verlieren. Strenge Standaufsichten machen einen guten Job – sind aber aufgrund ebendieser Strenge teilweise unbeliebt bei Schützen, die einfach gemütlich ihre Trainingseinheit absolvieren möchten. Umgekehrt lese ich als selbstreflektierender Schütze am Verhalten der Standaufsicht etwas heraus: Je öfter die Standaufsicht mich anspricht, zurechtweist oder auf etwas Sicherheitsrelevantes aufmerksam macht, desto öfter und genauer sollte ich auch mein eigenes Verhalten am Schießstand überdenken.
  • Wir selbst stellen natürlich ebenfalls Ansprüche; allem voran ein gutes Trefferbild und die ein oder anderen Wettkampferfolge, deren Priorität unterschiedlich hoch sein kann. Diese Ziele erreichen wir hauptsächlich durch regelmäßiges, mehr oder weniger intensives Training.
  • Das gute Trefferbild ist auch für einen Schießtrainer relevant: Während die Standaufsicht nur auf die Sicherheit und Regelkonformität achtet, weiß der Trainer anhand des Trefferbildes, wie gut er seinen Job macht. Wird das Trefferbild des Schützen besser, hat der Trainer gut erklärt. Für eine Standaufsicht ist unser Erfolg im Sport eher unbedeutend; es sei denn, der Schütze beschädigt durch unzureichende Ziel- und Treffkompetenzen die Schießanlage, was im Umkehrschluss bedeutet, dass keine sichere Handhabung der Waffe gegeben war.
  • Dann gibt es noch die Schützennachbarn am Schießstand bzw. die Mitglieder einer Schützengruppe im dynamischen Schießen. Niemand von uns möchte von vorne in den Lauf einer Schusswaffe schauen, schon gar nicht, wenn der Besitzer diese in den Händen hält. Die Einhaltung der Sicherheitsregeln sind wir folglich nicht nur der Standaufsicht, sondern auch unseren Mitmenschen und uns selbst schuldig: Jeder zivilisierte Mensch – ob Waffenbesitzer oder nicht, ob am Schießstand oder zu Hause – soll sich neben einem Waffenbesitzer sicher fühlen können.

Waffenbesitzer betreiben Selbstregulierung

Gerechtfertigte Waffenrechtsverschärfung willkommen

In Österreich sind wir uns unseres Rechtsanspruchs auf Waffenbesitz bewusst und setzen alles daran, diesen nicht zu verlieren; auch, wenn das bedeutet, dass wir uns mal gegen einen Freund stellen müssen. Das Gros der österreichischen Waffenbesitzer stört sich im Grunde nicht an einer angemessenen und zu rechtfertigenden Verschärfung des Waffenrechts. Tatsächlich befürworten 77 % der Waffenbesitzer in Österreich eine solche sogar, da bestimmte Regulierungen dem Waffenbesitz einen gewissen privilegierten Status verleihen. Wir dürfen, was nicht jeder darf.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle kurz politisch werden und festhalten, dass die aktuell angekündigten Maßnahmen zur Verschärfung des Waffenrechts keine Anlassgesetzgebung sind. Eine solche wäre in diesem Fall durchaus nachvollziehbar gewesen und vermutlich auch von der überwiegenden Zahl an Waffenbesitzern nachvollzogen worden. Dass wir gewisse, angemessene und zu rechtfertigende Adaptierungen des Waffenrechts befürworten, ist nach dem Amoklauf von Juni 2025 aber ebenso wenig Anlass für eine Verschärfung, wie der Amoklauf selbst einer ist. Entgegen der medial immer wieder wiederholten Behauptung, der Täter hätte seine Waffen legal besessen, bin ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon überzeugt, dass dem nicht so gewesen ist.

  • Erstens hätte er für den örtlich legalen Besitz die Zustimmung des Schulleiters oder seiner Stellvertretung benötigt, dass er die Waffen in der Schule bei sich haben darf. Von einer solchen Zustimmung wurde nie berichtet – weil es sie mit ebenso an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gab.
  • Eine Alternative wäre der Waffenpass gewesen, den der Täter ebenfalls nicht hatte. Folglich führte er die Waffen illegal und kann sie aufgrund des unerlaubten Führens auch nicht legal besessen haben.
  • Darüber hinaus war seine Schrotflinte abgesägt, wobei mich die Gesamtlänge dieser Flinte brennend interessiert: Weist eine Flinte nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmaße auf, handelt es sich um eine verbotene Schusswaffe der Kategorie A, die der Täter als frischer WBK-Inhaber ebenfalls nicht legal besessen haben kann. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei null.

Ich halte fest: In den Medien wurde der Täter stets als Legalwaffenbesitzer bezeichnet, was mit 99 %-iger Wahrscheinlichkeit aber gleich 3-fach nicht stimmt: wegen des fehlenden Waffenpasses, wegen der fehlenden Zustimmung des Schulleiters und wegen der sehr wahrscheinlich zu kurz geratenen Schrotflinte. Hat das jemals ein Berichterstatter überprüft oder wurde Schichtweg berichtet, was jemand anders berichtet hat?

Der diesem illegalen Besitz vorangegangene legale Erwerb ist wiederum einzig auf behördliches Versagen im Zusammenhang mit der Datenschutzgesetzgebung zurückzuführen. All das macht die derzeit angekündigte Verschärfung des Waffenrechts unangemessen und ungerechtfertigt. Zudem wäre nicht nur die medial angekündigte rückwirkende WBK-Pflicht verfassungswidrig, sie setzt ein vollkommen falsches und gefährliches Signal: Nämlich, dass der bisher gesetzestreue Bürger, die gesetzestreue Bürgerin in den vergangenen beiden Jahren illegale Waffenbesitzer und -besitzerinnen gewesen sein sollen. Und dass wir als solche pauschal für behördliches Versagen bestraft werden. Und auch für Straftaten, die jemand vollkommen Fremdes (allerdings erst 2 Jahre nach unserem legalen Waffenkauf) begangen hat, was zum Zeitpunkt des legalen Waffenerwerbs wohl niemand vorherzusehen vermochte.
Eine Behörde trifft eine Fehlentscheidung. Die Folge: Der private Waffenbesitzer, der sich noch nie etwas zuschulden kommen ließ, soll deshalb regelmäßig zum Psychologen müssen. Derartige Entscheidungen reduzieren die Gründe, sich künftig noch an Gesetze zu halten. Welche vernünftige Regierung möchte seine Bevölkerung und sich selbst in diese Richtung lenken, frage ich mich? Der einzige Weg, der damit eingeschlagen wird, ist die Zwangskriminalisierung gesetzestreuer Menschen. Wenn Waffenbesitzer keine Gründe mehr sehen, sich an Gesetze zu halten, da sie ohnehin für die Taten und das Versagen anderer mitbestraft werden, droht der illegale Waffen- und Munitionsbesitz über kurz oder lang ein unkontrollierbares Massendelikt zu werden. Was geschieht mit einem Delikt, wenn man ihm nicht mehr Herr wird? Denken wir dann über eine Legalisierung nach? Gesetzesverschärfung ja – aber nein: Wir sind nicht kriminell und das neue Gesetz hat uns auch nicht wie Kriminelle zu behandeln und uns auch nicht zwangsläufig zu solchen zu machen.

Von Schrankwaffenbesitzern & Berechtigungen

Der deutlich kleinere Teil an Waffenbesitzern, der ugs. gerne als „die Schrankwaffenbesitzer“ bezeichnet wird und nur bei gesetzlicher Verpflichtung (derzeit alle 5 Jahre zur neuerlichen Auffrischung des sog. Waffenführerscheins) den Schießstand besucht, wird kleiner. Auch Angehörige der Waffenbranche reagieren nämlich auf zivilgesellschaftliche Entwicklungen. In Zeiten der Gewalteskalation werden Schießtrainer, Schießstandbetreiber, Waffenhändler und Büchsenmacher mit ihren Bescheinigungen immer vorsichtiger, eben weil insbes. für Selbstständige auch die eigene waffenrechtliche Verlässlichkeit auf dem Spiel stehen kann.

Keiner von uns will mit Kriminellen in Verbindung gebracht werden. In der Natur eines Legalwaffenbesitzers liegt seine Loyalität gegenüber dem Gesetz und die Einhaltung örtlich geltender Reglements. Seriöse Verantwortliche stellen immer seltener einen Waffenführerschein aus, wenn das Verhalten des Teilnehmers auf eine unsachgemäße, unvorsichtige, fahrlässige oder möglicherweise gar absichtlich gefährdende Waffenhandhabung schließen lässt. Bei so manchem Schießtrainer oder Schießstandbetreiber genügt es schon, wenn ein Teilnehmer auf sein Fehlverhalten hingewiesen wird und dann versucht, einen Verstoß gegen die Sicherheitsregeln im Umgang mit Schusswaffen zu rechtfertigen. Oder die Sicherheitsregeln überhaupt infrage stellt. Das indiziert bereits, dass derjenige gar nicht gewillt ist, sicher und vorsichtig mit Schusswaffen zu hantieren. Seriöse und verantwortungsvolle Geschäftsleute verwehren solchen Personen die weitere Handhabung der Waffe selbst und stellen auch keinen Nachweis über den sachgemäßen Umgang mit Schusswaffen aus.

Die Sicherheitsregeln im Umgang mit Schusswaffen sind das absolute Um und Auf der Schießpraxis. Weltweit. Dennoch funktioniert die Einhaltung dieser Regeln immer nur so gut, wie Schützen und Schützinnen sie a) vermittelt bekommen (hier sind in erster Linie Schießtrainer und Ausbilder in der Verantwortung) und b) selbst beabsichtigen, sich an sie zu halten. Wer in den ersten Trainingseinheiten bezüglich der Einhaltung der Sicherheitsregeln Konsequenz, Kompromisslosigkeit und Eigenverantwortung beigebracht bekommt, neigt später wesentlich unwahrscheinlicher dazu, ungewollte Fehler zu machen. Wer allerdings von Anfang an die Absicht hat, damit etwas Unsachgemäßes zu tun, der wird das auch entgegen jeder Regel früher oder später tun. Kommt es tatsächlich zu einem Zwischenfall mit einem Teilnehmer, steht es jedem frei, Meldung bei der zuständigen Waffenbehörde oder auch eine Strafanzeige zu erstatten. Es kommt durchaus vor, dass Waffenbesitzer gegen andere Waffenbesitzer vorgehen, Kursteilnehmer aus einem Gruppentraining ausgeschlossen werden oder gar ein Hallen- oder Hausverbot bekommen. Damit ist aber noch niemandem eine böse Absicht unterstellt: Gerade beim Einstieg in die Schießpraxis sind Fehler, die der Schütze selbst nicht bemerkt, normal. Er muss sich aber bewusst sein, dass andere darauf reagieren (müssen), vor allem Trainer und Aufsichten. Im schlimmsten Fall hat der kleinste Fehler durch eine einzige Meldung an die Waffenbehörde gleich ein Waffenverbot zur Folge. Selbstüberschätzung ist absolut fehl am Platz.

Neurologie + Mentaltraining = Schießausbildung

Wer das Schießen lernt, kommt nicht darum herum, sich mit dem Unterschied zwischen Konzentration und Motivation auseinanderzusetzen. Dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein. Dem, was man erreichen möchte und dem, was das eigene Gehirn einen erreichen lässt. Selbstreflexion und Selbstbeobachtung sind essenzielle Dinge, die jedes Training prägen, aber erst antrainiert werden müssen, denn in unserer Natur liegt beides nicht. Wir erkennen Fehler viel eher an anderen, als an uns selbst, weil wir eher „mit den Augen sehen“, anstatt unser Gehirn zu benutzen. Daher neigen wir häufig dazu, uns zu rechtfertigen, wenn wir kritisiert werden – andere Leute hingegen kritisieren wir wiederum. Machen wir einen kurzen Ausflug in die Welt des menschlichen Gehirns.

Bewusstsein & Unterbewusstsein in der Schießausbildung

Der Mensch handelt und (re)agiert im Alltag zu 95 % im Unterbewusstsein. Das bedeutet salopp ausgedrückt, dass wir bei 95 % unserer Handlungen und Entscheidungen eigentlich gar nicht wissen, was wir tun. Ob beim Kochen, beim Gassigehen mit dem Hund, in der Arbeit oder eben am Schießstand: Naturgemäß hinterfragen wir die wenigsten Dinge, die „ja eh funktionieren“. Wozu darüber nachdenken, wenn „eh nix passiert“?

In einem professionellen Schießtraining (und nicht nur da) ist das Gehirn ein Instrument, das maßgeblich zum Erfolg beiträgt. Sowohl im statischen Präzisionsschießen als auch im einsatztaktischen oder notwehrrechtlichen Waffengebrauch. Das Bewusstsein, das uns im Alltag nur zu 5 % begleitet, müssen wir im Schießtraining immer und immer wieder nach vorne holen. Meist für eine ganze Stunde, falls der Schießstand keine 30-Minuten-Reservierungen erlaubt. Wer jetzt meint, dass das doch kein Problem sei, sich eine Stunde lang zu konzentrieren, der irrt: Sie haben noch nicht gelernt, Ihr eigenes Gehirn zu beobachten. Üben Sie sich in dieser Selbstbeobachtung, wenngleich nur für einen kurzen Moment, ertappen Sie sich schon beim ersten Versuch, in der ersten Trainingseinheit sofort und immer wieder dabei, wie Sie etwas vergessen, das Sie sich Sekunden (!) zuvor noch vorgenommen haben. Sie werden auch immer wieder erleben, dass Ihr Schießtrainer Ihnen eine Anweisung gibt und Sie, obwohl Sie ihn verstanden haben, nur wenige Sekunden später genau das Gegenteil machen. Oder die Anweisung einfach nicht befolgen, weil vergessen. Wie oft mussten Sie schon zu Hause nochmals vom Auto zur Wohnung zurücklaufen, weil Sie nicht mehr sicher waren, ob Sie die Tür abgeschlossen, den Herd ausgeschaltet oder die Katze gefüttert haben? Diese impulsive Entscheidung, nochmal zurückzulaufen, ist das ebenfalls Teil des Unterbewusstseins, das jeden Tag unentwegt – zu 95 % – durchschlägt und nur in einzelnen Augenblicken vom Bewusstsein verdrängt wird. Weil unser Bewusstsein eben nicht so gut funktioniert, wie wir meinen.

Das Problem an der Sache ist: Bewusst stellen wir erst im Nachhinein fest, dass wir gerade nicht bei der Sache waren – und das lässt sich rückwirkend nicht mehr ändern. Erfolg im Schießtraining und auch in vielen alltäglicheren Aktivitäten erzielen wir, wenn wir die Phasen von Bewusstsein und Unterbewusstsein – basierend auf diesem Wissen – steuern und timen. Schützen lernen im Laufe der Zeit selbst, zu erkennen, wann sich ihr Kopf im Unterbewusstsein befindet – und wann (oder wie lange) Sie bewusst volle Leistung abrufen können. Die Phase, in der das Bewusstsein am effizientesten und häufigsten aktiviert werden kann, liegt in einem Schießtraining (statisches Präzisionsschießen) in den ersten 20 – 40 Minuten. Danach fällt die Leistung merklich ab. Das ist normal und bitte nicht als Schwäche zu sehen; unser Kopf funktioniert so. Jeden Tag erleben wir diese gefühlten mentalen Pausen, die in Wahrheit aber 95 % unserer Handlungen und Entscheidungen bestimmen und eigentlich keine Pausen sind, sondern Normalzustand. Wir bemerken es nur nicht, weil wir es uns nicht bewusst machen, wir denken nicht darüber nach. Genau das ist es, was den Umgang mit Waffen selbst unter den verantwortungsvollsten Waffenbesitzern immer riskant bleiben lässt. Nicht die Waffe. Unser Gehirn. Der Mensch.

Unterschiedliche Lehrmethoden in der Schießausbildung

Abhängig davon, für welchen Schießstil (statisch, dynamisch, Kurzwaffe, Langwaffe, Verteidigung, Sport, Brauchtum …) Sie sich entscheiden, wenden professionelle Instruktoren unterschiedliche Lehrmethoden an, die wiederum eng mit der Funktionsweise unseres Gehirns verknüpft sind. Beides, Lehrmethode und Funktionsweise des Gehirns, beeinflussen sich gegenseitig und beeinflussen auch Ihren Lernerfolg. Während im statischen Präzisionsschießen das Mentaltraining und das Verständnis rund um Bewusstsein/Unterbewusstsein sowie Schießtechnik im Fokus stehen, kommen bei dynamischeren Disziplinen teilweise konditionelle Methoden durch. Vor allem beim Verteidigungsschießen wird oft wenig in Details erklärt. Hier geht es nicht darum, Fehlfunktionen an Waffe und Munition technisch zu analysieren und fachlich zu verstehen, vielmehr trainieren Sie im Verteidigungsschießen realitätsnahe (nicht realistische) Notwehrszenarien. In einer Notwehrsituation hätten Sie gar keine Zeit für eine entspannte Fehleranalyse. Im Vordergrund steht die schnellstmögliche Behebung des Fehlers unabhängig seiner Art, um die Waffe möglichst schnell wieder einsatzbereit und funktionstüchtig zu machen.

Mittlerweile findet auch das digitale Lernen Einzug in die Schießpraxis. So tummeln sich bereits Apps für mobile Endgeräte und andere Onlineangebote in der virtuellen Welt, mit denen Schützen und Schützinnen ihre Schießfertigkeiten verbessern können. Kurzweilige Videos zum Ansehen, Lernen und Nachmachen am Schießstand ergänzen das physische Schießtraining mit einem Trainer, ersetzen es aber nicht. Denn was derartige Apps nicht können, ist das Individualisieren und Personalisieren.

Der Einstieg ins praktische Schießen erfolgt am besten mit einem am Schießstand verfügbaren Schießtrainer. Hier macht es nun einen Unterschied, ob Sie sich für einen Angestellten oder einen Selbstständigen entscheiden. Grundsätzlich wird im Folgenden in keiner Weise die Qualität eines Selbstständigen oder eines Angestellten infrage gestellt oder besonders hervorgehoben. Beide liefern fachlich wertvolle Informationen, wenn entsprechende Qualifikationen gegeben sind. Relevant ist aber das Herzblut, das ein Schießtrainer in seine Arbeit steckt: Die Berufsmentalität von Selbstständigen und Angestellten kann durchaus stark von der jeweils anderen abweichen. Ein Selbstständiger Schießtrainer entscheidet sich im Regelfall aus persönlichen Gründen für diese Selbstständigkeit, mit der er wohlgemerkt ein enorm hohes Haftungsrisiko eingeht. Persönlich und mit seinem Privatvermögen, als Einzelunternehmer uneingeschränkt. Ein Angestellter, dessen Kernaufgaben in einem Unternehmen vielleicht andere sind, und nicht die Abhaltung eines Schießtrainings, muss nicht zwingend ein schlechter Trainer sein – aber er verfügt vielleicht nicht über die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten, die Sie von einem Trainer, Coach und Ausbilder erwarten dürfen. Hinzu kommen individuelle Qualifikationen. Es empfiehlt sich, ein genaues Bild von Ihrem (zukünftigen) Trainer zu machen. Gerade beim Einstieg in den Schießsport ist genau das aber ein Ding der Unmöglichkeit. Um ein Ausprobieren kommen Sie leider in der Regel nicht herum; nicht einmal dann, wenn Sie wissen, was einen guten Schießtrainer ausmacht. Denn ob er tatsächlich kann, was er können sollte, stellt sich erst im Nachhinein heraus.

Qualifikationen der Ausbilder

Qualifikationen sind unerlässlich und können völlig unterschiedlicher Natur sein. So mancher hat als Scharfschütze einige Jahre beim Militär gedient und sich später in die Selbstständigkeit als Schießtrainer gewagt. Folglich wird der Inhalt des Trainings eher militärische Hintergründe haben, auch wenn er Zivilisten unterrichtet. Andere ziehen ihre Erfahrung aus der mehrjährigen Praxis als Sport- oder Verteidigungsschütze und unterrichten in eben diesem Stil. Ihm liegen entweder das Notwehrrecht oder die Sportordnung der jeweiligen Disziplinen zugrunde. Mit Vorsicht zu betrachten sind Schießtrainer, die keinen Praxisbezug nachweisen können und Ihre Qualifikationen aus kürzlich absolvierten Wochenendkursen beziehen. Schießen ist eine sehr praktische Angelegenheit, sehr technisch, mitunter chemisch. Theoretisches Wissen reicht nicht, um nachhaltiges Wissen mit Mehrwert zu vermitteln.

Weiters gibt es vereins- und verbandsunabhängige Schießtrainer, die in mehreren Disziplinen praktische Erfahrung gesammelt haben und ihre Interessenten in unterschiedliche Disziplinen einschulen. Oft meiden kombiniert aufgestellte Trainer anfangs Sportordnungen und Regelwerke, es soll zuerst nur um die sichere Bedienung von Pistole, Revolver, Flinte und Büchse gehen. Die Wahl im Falle einer weiteren Spezialisierung treffen Sie später selbst und wählen den Verein oder den Verband, dem Sie beitreten möchten. Damit bekommen Sie mitunter auch einen neuen Schießtrainer, der sich auf das Regelwerk dieses Vereins, dieses Verbandes oder der jeweiligen Schießdisziplin spezialisiert hat.

Das Verteidigungsschießen stellt eine Besonderheit dar: Während es im Sport zahlreiche Regelwerke gibt, die in der jeweiligen Disziplin auch einzuhalten sind, gibt es im Verteidigungsschießen nur eine einzige Regel: die der Notwehr. Das Problem: Sie gilt nicht für alle, sondern nur für den, der sich daran hält. Das tun Angreifer für gewöhnlich nicht. Nur als Angriffsopfer halten Sie sich (nach bestem Wissen und Gewissen) daran, sofern Sie keine juristischen Nebenwirkungen provozieren möchten. Das bedeutet folglich, dass Sie, wenn Sie sich notwehren müssen, per Gesetz immer benachteiligt sind. Die Qualifikationen der Ausbilder im Verteidigungsschießen wirft dahingehend immer wieder Fragen auf. Ich persönlich kenne nur einen einzigen Verteidigungsschießtrainer persönlich, von dem ich definitiv weiß, dass er aus hauptberuflichen Gründen tatsächlich Erfahrung mit echten Notwehrsituationen gemacht hat. Bei rein zivilen Trainern ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass diese in einer solchen Situation waren; noch geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemals eine Schusswaffe gegenüber Menschen einsetzen mussten. Bei Schießtrainern mit behördlichem Hintergrund, wie etwa meinem einstigen Mentor, oder auch bei Mitarbeitern des privaten Sicherheitsdienstes sieht die Sache anders aus, sie sind beruflich bedingt viel eher solchen Situationen ausgesetzt. Vor allem der öffentliche Sicherheitsdienst genießt aber andere Befugnisse. Eine Verteidigungsschießausbildung würde ich selbst daher bei einem langjährigen Angehörigen des Sicherheitsdienstes bevorzugen. Zudem unterscheidet sich die Schießausbildung privater Sicherheitsleute gravierend von der Schießausbildung für Behördenangehörige, da den jeweiligen Ausbildungen unterschiedliche Rechtsgrundlagen zugrunde liegen: Das Waffengebrauchsgesetz regelt in Österreich den Waffengebrauch im Rahmen polizeilicher Zwangsbefugnisse. Das Notwehrrecht hingegen ist ein Jedermannsrecht; keine polizeiliche Zwangsbefugnis.

Einladung zu neuen Blickwinkeln

Die jahrelange Beobachtung des Waffensektors gelang mir gleichermaßen als private Waffenbesitzerin, als anfängliche Verteidigungs- und später Sportschützin, als Sicherheitsbedienstete und als Schießtrainerin. Was ich als ehemalige Detektivin und Security schießpraktisch befürwortete (oder aus rechtlichen Gründen befürworten musste), war meilenweit von meiner persönlichen Mentalität zum Schusswaffengebrauch im Privaten entfernt. Dennoch war keine der Sichtweisen richtiger oder falscher als die andere, sie waren lediglich situativ. Dies war die Zeit, in der ich lernte, mich selbst intensiv und genau zu beobachten – und zugleich jene, in der ich mich einem Studium der Verhaltensbiologie und -psychologie widmete. Warum reagieren Lebewesen auf bestimmte Dinge so und auf andere so? Warum rasten manche Leute bei jeder Kleinigkeit aus, während andere eine endlos lange Zündschnur zu haben scheinen? Weshalb schimpft es sich über andere besonders einfach, während wir kaum oder gar nicht fähig sind, dasselbe Fehlverhalten an uns selbst zu erkennen? Eine Schießausbildung kann die Wahrnehmung der gesamten Umgebung und der eigenen Person verändern. Nicht nur am Schießstand.

Mit schiessausbildung.eu offenbart sich Ihnen ein Blick auf eine Welt, die medial regelmäßig auf negativ kontextuierte Sensationsbilder reduziert wird. Auf Straftaten und Unfälle. Meist von Personen, die sich weder beruflich noch privat praktisch mit dieser Materie befassen. Zwischen dem, was wir aus Filmen oder aus den täglichen Zeitungsberichten kennen, und dem, was sich unter Waffenbesitzern und Sportschützen in Wirklichkeit abspielt, liegen in Wahrheit Welten, die für die allgemeine Öffentlichkeit bisweilen vollkommen unentdeckt sind. Neuland, fremd und befremdlich, durchaus beunruhigend, gar angsteinflößend. Aber jeder Mensch hat eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Angst vor allem, was er nicht kennt; aus biologischer Sicht völlig normal. Eine Veränderung dieses Gesamtbildes ist aber nicht in Sicht – denn nur wenige Menschen, die ihre Meinung als gerechtfertigt und unumstößlich richtig ansehen, setzen sich auf eine wirklich ernstnehmbare Weise mit einer anderen auseinander.

Das allgemein gesellschaftliche, negative Gesamtbild des Waffenbesitzes und des Schießens repräsentiert ein ständig wiederholtes und unzureichendes Basiswissen ohne Praxisbezug. Ein Scheinwissen. Der Waffenbesitz und das Schießen sind in Wahrheit begleitet von einer Sicherheits- und Verantwortungskultur, die weit strenger ist, als Nicht-Waffenbesitzer und Nicht-Schützen überhaupt wissen können: Sie sind dieser nämlich nicht ausgesetzt. Einer der Hauptgründe, warum so viele Branchenangehörige sich nicht mit Medienhäusern unterhalten wollen, ist nicht etwa, weil wir uns vor ihren Berichten fürchten. Sondern, weil Berichte uns immer wieder wissen lassen, dass Recherche mit dem Minimum aller Notwendigkeiten und lediglich von außen betrieben wird. Notwendigkeiten, die zwar für einen Artikel reichen – aber nicht für eine sachliche und fundierte Meinung, die auf echter Erfahrung basiert (die ja durchaus auch negativ sein kann). Berichterstatter möchten ein Thema zwar durchaus rundum beleuchten. Doch keiner wagt es, von innen heraus zu agieren, die Position zu wechseln. Eine neue, tatsachenbasierte Perspektive aus der Praxis einzunehmen, wenngleich sie kritisch sein mag. Jeder Berichterstatter, der sich genau dem annimmt, trägt massiv zu seiner eigenen Arbeitsplatzsicherung bei. Denn genau hier, beim Einnehmen neuer Blickwinkel, warten mehr Schlagzeilen und Stories, als ein einzelner Artikel zu fassen vermag. Nicht nur im Bereich des Waffenbesitzes und des Schießens, sondern in sämtlichen Lebensbereichen.

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